Entdecken Sie, welche Rolle Verhaltenspsychologie für die Informationssicherheit spielt und welche Vorteile es hat, die Änderung von Verhalten zu messen.
Keine Zeit zu lesen? Einfach anhören:
Sicherheitsverantwortliche sind sich einer ernüchternden Tatsache längst bewusst: Technologische Maßnahmen allein sind zum Schutz von Organisationen in der komplexen Cyber-Bedrohungslage von heute nicht mehr genug. Auf Basis von Social Engineering entwickeln Cyberkriminelle ständig neue ausgeklügelte Methoden zur emotionalen Manipulation ihrer Opfer – und das mit einer erschütternden Erfolgsquote.
Tatsächlich spielt bei ganzen 74 Prozent aller Datenschutzverletzungen der menschliche Faktor eine Rolle, so Verizon in seinem neuesten Data Breach Investigations Report. Dieser Wert stellt Security-Verantwortliche und Organisationen weltweit vor große Herausforderungen. Auch IBM nennt als zwei der häufigsten Angriffstaktiken gestohlene E-Mail-Credentials und Phishing – zwei Methoden, die stark auf menschliche Schwachstellen abzielen. Diese Ergebnisse bestätigen eine unausweichliche Wahrheit: Der Faktor Mensch spielt im Bereich Informationssicherheit eine entscheidende Rolle und muss folglich gestärkt werden, um sich als Unternehmen umfassend zu schützen.
Der Mensch als Schwachstelle: Social-Engineering-Angriffe aus dem echten Leben
Die verschärfte Bedrohungslage hatte bereits kostspielige Folgen für Unternehmen weltweit, darunter bekannte Größen wie Twilio, Cisco und Uber. Sie alle haben die unmittelbare Bedrohung durch Social-Engineering-Taktiken selbst erlebt.
Am schockierendsten war vermutlich der Social-Engineering-Angriff, der im September 2022 auf Transport-Dienstleister Uber verübt wurde. Bei dem Man-in-the-Middle-Angriff nutzte ein angeblich 18-jähriger Hacker eine Schwachstelle in der Multi-Faktor-Authentifizierung des Unternehmens aus und erhielt so Zugriff auf die internen Systeme von Uber.
Der Faktor Mensch wird in Folge solcher Social-Engineering-Angriffe oft unrechtmäßig als eine der größten Schwachstellen in der Informationssicherheit bezeichnet. Er kann aber durch effektives Training und das richtige Wissen zum stärksten Schutzschild vor Cyberangriffen werden. Das veranschaulichte beispielsweise der komplexe Phishing-Angriff auf Reddit nur zu gut. Anfang 2023 erlitt das Unternehmen einen Datenschutzverstoß. Ein wachsamer Mitarbeiter meldete diesen sofort dem internen Sicherheitsteam. Die schnelle Reaktion konnte den Zugriff der Cyberkriminellen auf weitere Daten rechtzeitig verhindern und somit weitreichendere Folgen vermeiden.
Warum modernes Security Awareness Training für Organisationen unerlässlich ist
Cyberkriminelle entwickeln ihre Angriffstaktiken in exponentiellem Tempo weiter – und genauso rasant wächst die Notwendigkeit einer starken Sicherheitskultur in Organisationen. Indem Unternehmen auf Security Awareness Training setzen, das Mitarbeitende dazu befähigt, Bedrohungen selbstbewusst zu erkennen und gezielt auf sie zu reagieren, können sie ihre Sicherheitskultur stärken. So werden die Mitarbeitenden von der vermeintlich größten Schwachstelle zur wichtigsten Verteidigungslinie.
Zwar ist Security Awareness bereits seit geraumer Zeit Teil der Sicherheitsstrategie von Organisationen aller Größen und Branchen. Doch heute erlebt dieser Bereich einen wichtigen Wandel: Alte Trainingsansätze, die nur darauf ausgelegt sind, Compliance-Anforderungen zu erfüllen, und auf statischen Content-Bibliotheken basieren, können mit der modernen Cybercrime-Industrie nicht mehr mithalten und Organisationen nicht mehr ausreichend schützen.
Statt allein auf Compliance zu setzen, sollten Awareness-Maßnahmen also sicheres Verhalten bei den Mitarbeitenden fördern und festigen, damit diese im Arbeitsalltag Bedrohungen erkennen und korrekt darauf reagieren können. Die Integration verhaltenswissenschaftlicher Prinzipien in ihre Awareness-Programme hilft Organisationen, einmaligen, kurzfristigen Maßnahmen den Rücken zu kehren und zu kontinuierlichem Sicherheitsmanagement überzugehen, das effektiven Schutz vor Social-Engineering-Taktiken bietet.
Verhaltenspsychologie als Erfolgsfaktor: Die 5 größten Vorteile für Security Awareness Trainings
Verhaltenspsychologische Elemente haben wichtige Vorteile für Cyber Security Awareness Trainings:
1. Sie verbessern das Engagement
Wenn Sie menschliche Verhaltensmuster in der Cybersicherheit verstehen, können Sie die Motivation Ihrer Mitarbeitenden für die Teilnahme an Security-Trainingsprogrammen nachhaltig steigern. Ein wichtiges Tool aller verhaltenspsychologischer Ansätze ist Gamification. Der Wechsel von traditionellen Modellen hin zu einer interaktiven Lernerfahrung steigert nicht nur den Lernerfolg, sondern auch die Motivation und den Spaßfaktor. Bei einer von der Trainingsplattform Talent LMS durchgeführten Umfrage gaben mehr als 80 Prozent der Teilnehmenden an, dass Gamification-Elemente das Lernen erleichterten und sie eine stärkere Verbindung zu den Inhalten herstellten.
Ein weiteres verhaltenspsychologisches Prinzip, das das Engagement der Mitarbeitenden steigert, ist das sogenannte „Nudging“. Wie im Human Risk Review 2022 zu lesen ist: „Durch Nudging wird die Engagement-Rate kontinuierlich um 30 Prozent, in der Einführungsphase sogar um bis zu 90 Prozent, erhöht.“ Nudging in Form von regelmäßigen, automatisierten System-Mails steigert die Interaktion der Nutzenden und sorgt dafür, dass das Thema Informationssicherheit immer präsent ist. Nudges können kleine Anstupser zur Motivation, zur Erinnerung oder ein Update zum Lernfortschritt sein, die dafür sorgen, dass die User beim Awareness Training auf der Spur bleiben.
Kombiniert man Gamification und Nudging sieht man deutlich, welchen Einfluss Verhaltenspsychologie auf den Erfolg von Security-Awareness-Programmen haben kann. Indem sie das Engagement steigern und eine interaktive Lernumgebung schaffen, verwandeln diese Methoden Security Training von einer lästigen Aufgabe zu einer dynamischen Lernerfahrung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
2. Sie steigern die Akzeptanz und fördern den Lernerfolg
Psychologisch fundierte Ansätze, wie Nudging, verbessern nicht nur das Engagement, sondern auch den Lernerfolg. In der Vergangenheit wurde Wissen häufig sehr linear und in „hoher Dosis“ vermittelt. Wir wissen jedoch alle nur zu gut, dass langatmige Workshops und eintönige Schulungen längst nicht mehr zeitgemäß sind und nicht die gewünschten Resultate liefern: Wissen, das wirklich im Gedächtnis bleibt.
Das liegt daran, dass das angeeignete Wissen mit der Zeit von Natur aus exponentiell schwindet – eine der größten Herausforderungen im Bereich Learning und Development. Der Vergessenskurve nach Dr. Ebbinghaus zufolge vergessen Lernende schon innerhalb der ersten sieben Tage 90 Prozent des Erlernten. Das gilt insbesondere dann, wenn User ihre Lernroutine und -häufigkeit unterbrechen.
Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Mitarbeitenden dazu zu motivieren, beim Lernen am Ball zu bleiben und sich Wissen so nachhaltiger einzuprägen. Beim „Spaced Learning“ wird Wissen kontinuierlich in kleinen Portionen über verschiedene Kanäle vermittelt und so immer wieder aktiv wiederholt. In Kombination mit interaktiven, motivierenden Elementen, wie kurzen Quiz, lässt dies die Vergessenskurve abflachen.
Das „beiläufige“ Lernen (auch Incidental Learning) ist ein weiteres Element verhaltensbasierter Security Trainings, das – ähnlich wie das Nudging – das Lernen in alltäglichen Situationen fördert. In einer Zeit, in der wir von Informationen überflutet werden und Zeit Mangelware ist, macht das Bereitstellen von Inhalten in kleinen Einheiten und genau im richtigen Moment den entscheidenden Unterschied. Das perfekte Beispiel ist eine Lernseite, die direkt nach dem Klick auf eine Phishing-Simulationsmail angezeigt wird. Security Awareness Training, das in leicht verdaulichen fünf-Minuten-Einheiten vermittelt wird, lässt sich problemlos in den geschäftigen Arbeitsalltag integrieren und gewährleistet einen stetigen Lernfortschritt, ohne die Lernenden zu überfordern.
3. Sie helfen Mitarbeitenden, Angriffe zu erkennen und korrekt zu reagieren
Ein wichtiger Aspekt einer starken Sicherheitskultur ist, die Mitarbeitenden aktiv in die Verteidigung gegen Cyberbedrohungen einzubinden. Dazu ist es wichtig, dass Organisationen ein Umfeld schaffen, das sicheres Verhalten fördert und Mitarbeitenden die richtigen Tools an die Hand gibt, die es ihnen ermöglichen, ihre Organisation selbstbewusst vor möglichen Angriffen zu schützen. Dabei hilft eine psychologisch fundierte Awareness-Plattform mit Features, die das Erkennen und Melden verdächtiger Online-Aktivitäten ermöglicht. Zum Beispiel weisen Mitarbeitende, die Zugriff auf den SoSafe Phishing-Meldebutton haben, eine 30 Prozent niedrigere Interaktionsrate mit Phishing-Mails auf als andere Mitarbeitende, denen dieses Feature nicht zur Verfügung steht.
Solche Tools erfüllen zwei Aufgaben: Sie befähigen Mitarbeitende, Bedrohungen zu erkennen und korrekt zu handeln, und zeigen ihnen außerdem auf, welchen Einfluss ihr Verhalten auf die gesamte Sicherheitskultur der Organisation hat. Das kontextbasierte Feedback bestärkt sie in ihrem Verantwortungsgefühl und sie sind eher gewillt, zu einem sicheren Umfeld beizutragen. Das Ergebnis: Mitarbeitende stehen nicht länger am Spielfeldrand, sondern werden aktiv in die Verteidigung ihrer Organisation gegen Cyberangriffe eingebunden.
4. Sie erhalten aussagekräftige verhaltensbasierte Daten
Wenn Organisationen das Verhalten von Angreifenden und Nutzenden verstehen, können sie Angriffe frühzeitig erkennen und abwehren. Dabei helfen aussagekräftige verhaltensbasierte Daten: Sie zeigen den Verantwortlichen auf, wie Mitarbeitende auf verschiedene Bedrohungen reagieren und welche Lernmethoden besonders effektiv sind.
Ein Blick auf die richtigen verhaltensbasierten Kennzahlen ermöglicht ihnen zudem, ihre Awareness-Maßnahmen entsprechend zu optimieren. Weist ein bestimmtes Team zum Beispiel eine geringere Phishing-Meldequote als andere Teams auf, kann den Mitarbeitenden durch zusätzliche gezielte E-Learning-Einheiten vermittelt werden, wie sie verdächtige E-Mails erkennen und melden können. Zu guter Letzt veranschaulichen verhaltensbasierte Kennzahlen eindrucksvoll, welchen Einfluss Lernprogramme auf die gesamte Sicherheitskultur der Organisation haben.
Sie sind somit handfeste Argumente, um Entscheidungsträgern von der Führungsebene bis hin zu den Mitarbeitenden die Relevanz der Maßnahmen zu vermitteln. Einige Beispiele für verhaltensbasierte Kennzahlen sind: Phishing-Meldequoten mit integrierten Reporting-Tools, die Anzahl an Dateien, die mit einer Vertraulichkeitsstufe gekennzeichnet wurden, der Einfluss von Gamification auf E-Learning-Abschlussquoten, differenzierte Phishing-Klickraten nach psychologischen Taktiken und „Time to reporting“-Daten.
Diese Metriken ermöglichen Organisationen, ihre Sicherheitskultur proaktiv und messbar zu stärken und sich effektiver vor Bedrohungen zu schützen. Um mehr zu solchen verhaltensbasierten Kennzahlen zu erfahren, werfen Sie einen Blick in unseren Behavioral Security Report.
Behavioral Security
5. Sie tragen zur langfristigen Änderung von Verhalten bei
Der Schutz Ihrer Organisation steht und fällt mit den sicheren Gewohnheiten Ihrer Mitarbeitenden; sei es, dass sie ihren Bildschirm sperren, wenn sie den Schreibtisch verlassen, ihre E-Mails auf verdächtige Aktivitäten scannen oder die IT-Abteilung zeitnah über Risiken und Zwischenfälle informieren.
Durch Security Awareness Training mit verhaltenspsychologischen Elementen können Sie tägliche digitale Gewohnheiten am Arbeitsplatz gezielt optimieren. Es sensibilisiert Mitarbeitende für das Thema der Informationssicherheit und motiviert sie, sichere Verhaltensweisen zu verinnerlichen – am Arbeitsplatz und im Privatleben. Weiter gestärkt wird ihre Motivation durch die richtigen Tools, ein unterstützendes Umfeld und ein Verantwortungsgefühl für die Sicherheit ihrer Organisation.
Sei es der gesteigerte Wissenserhalt durch Spaced Learning, der Einfluss von Motivation auf die Engagement-Rate oder die Phishing-Meldequote, die ansteigt, indem wir Mitarbeitende zu sicherem Verhalten befähigen: All diese Kennzahlen veranschaulichen, dass eine starke Sicherheitskultur einen ganzheitlichen Ansatz erfordert. Nur durch diese tief verwurzelte Verhaltensänderung erzielen Organisationen eine nachhaltig starke Sicherheitskultur.
So stärkt SoSafe die Security Awareness durch verhaltenspsychologische Prinzipien
Verhaltenspsychologische Prinzipien stecken in allen Lösungen, die wir bei SoSafe bieten. Unsere E-Learning-Plattform vermittelt nicht nur Wissen zum Thema Cybersicherheit – sie sorgt dafür, dass die Thematik in Fleisch und Blut übergeht. Durch Gamification-Elemente entsteht eine immersive Lernerfahrung. Das Erkennen und Abwehren von Social-Engineering-Angriffen wird zu einer spannenden Aufgabe und die Lernenden bleiben motiviert.
Hinzu kommen auf realistischen Szenarien basierende Phishing-Simulationen und kontextbasierte Lernseiten, die die Lernerfahrung noch effektiver und effizienter machen. In Kombination mit der kontinuierlichen Vermittlung von Wissen sorgen sie dafür, dass sich sicheres Verhalten im Alltag der Mitarbeitenden verankert. Die neuen, sicheren Gewohnheiten senken wiederum das Cyberrisiko von Organisationen und die Reaktionszeiten im Angriffsfall.
Sicherheitsverantwortliche wissen, dass datengestützte Entscheidungen zur Stärkung der Sicherheitsstrategie beitragen. Das Risk & Reporting Cockpit von SoSafe wandelt komplexe Daten auf einem interaktiven Dashboard in aufschlussreiche Insights und Handlungsempfehlungen um. Durch das integrierte Reporting-Tool behalten Sie das Verhalten der Mitarbeitenden stets im Blick und wissen zu jedem Zeitpunkt, wie es um Ihre Sicherheitskultur steht.
Als modernes Awareness-Tool ermöglicht die SoSafe-Plattform das umfassende Management und die Stärkung Ihrer Sicherheitskultur und hilft Ihnen dabei, menschliche Sicherheitsrisiken proaktiv zu minimieren.